2020: Die elektrisierte Gesellschaft – eine Chance für das Klima

Jahresausstellung 2020 im Museum Osterburg Weida

Die „elektrisierte Gesellschaft“ – das ist ein Ausstellungstitel, über den man erst einmal stolpert: Soll es nicht besser „elektrifiziert“ heißen oder gar „elektrische Gesellschaft“? Der Titel ist in seiner Doppeldeutigkeit Absicht, denn er drückt zum einen aus, wie fasziniert die Menschen um 1900 von der Elektrizität waren. Schier unbegrenzt schienen die Anwendungsmöglichkeiten, man erwartete nicht nur Licht und Kraft vom neuen Energieträger, sondern auch Schönheit, Gesundheit und Unterhaltung! Die Faszination der Anfangsjahre ist heute dem normalen Alltag gewichen. Kultur und Zivilisation sind von Elektrizität durchdrungen und von ihr abhängig. Unser tägliches Leben bauen wir auf ihr auf. Allerdings nehmen wir das nicht mehr wahr: Strom fällt nur auf, wenn er ausfällt.

Heute „elektrisiert“ unsere Gesellschaft zum anderen, dass der Preis einer immer verfügbaren Elektrizitätsversorgung außerordentlich hoch ist und bisher mit Umweltzerstörung und Klimakrise bezahlt wurde. Dringend werden Alternativen zur Verbrennung von fossilen Energieträgern und zur Nutzung der Atomkraft gesucht.

Diese beiden Aspekte der „elektrisierten Gesellschaft“ werden in der Ausstellung thematisiert. Sie zeigt, was sich alles durch die Verwendung von elektrischem Strom geändert hat. Dazu wurden signifikante Bereich wie etwa die Beleuchtung, Industrie oder Haushalt ausgewählt, an denen Entwicklungen, Fortschritte aber auch die negativen Seiten des Einsatzes von Elektrizität gezeigt werden. So entstand zum einen eine kulturgeschichtliche Ausstellung, die zum einen wesentliche Rahmenbedingungen unserer Kultur der letzten 150 Jahre ans Licht holt und viele Fragen aufwirft. Die Jahresausstellung verdeutlicht ebenso, was es in der Praxis bedeutet, die Stromversorgung eines Landes von fossilen auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Es wird aufgezeigt, dass dies ein Prozess ist, an dem viele Akteure beteiligt sind und der mit Veränderungen verbunden ist, die jeden von uns betreffen. Auch die Erkenntnis, dass jeder einen Beitrag zur Energiewende leisten kann, wird deutlich gemacht.

Regionale Bezüge fehlen in der Ausstellung nicht: Man kann entdecken, wie die Energieversorgung Ostthüringens organisiert wurde und welche elektrischen Geräte von Firmen aus Weida und Umgebung produziert wurden. Als ein Highlight wird das Trautonium des Greizer Musikers Oskar Sala gezeigt, dass genau vor 90 Jahren zum ersten Mal erklang und von Alfred Hitchcock im Thriller „Die Vögel“ eingesetzt wurde.